Ende des Au-pair-Programms in Deutschland?

Die Gütegemeinschaft Au-pair befürchtet ein mögliches Ende des Au-pair-Programms in Deutschland, da immer weniger Länder verlässlich vermittelbar sind. Trotz wiederholter Bemühungen, das Auswärtige Amt auf das Visa-Chaos an vielen Botschaften hinzuweisen, berichten Au-pair-Agenturen inzwischen von einer dramatisch hohen Ablehnungsquote bei der Beantragung von Au-pair-Visa.

Eine planbare Vermittlung ist für die Agenturen kaum noch möglich. Was sollen sie den wartenden Gastfamilien sagen? Dass sie sich über Monate gedulden müssen, weil das Au-pair keinen Termin bekommt? Oder dass bereits vergebene Termine kurzfristig wieder abgesagt werden? Dass Visa-Anträge abgelehnt werden, obwohl alle Voraussetzungen erfüllt sind? Die Unsicherheit ist groß, und die Agenturen wissen kaum noch, aus welchen Ländern sie noch erfolgreich Au-pairs vermitteln können.

Ländersituation nur beispielhaft - Probleme überall

Die Erfahrungen aus einzelnen Ländern wie z. B. Nepal, den Philippinen oder Madagaskar zeigen beispielhaft, wie sich die Situation verschärft hat. In Nepal wurde das Au-pair-Programm praktisch ohne Vorankündigung beendet. Während zwischen 2013 und 2017 jährlich über 230 junge Menschen als Au-pairs nach Deutschland kamen, konnten 2024 nur noch 8 Au-pairs einreisen – eine drastische Reduzierung, die Enttäuschung auf allen Seiten hervorrief. Auf den Philippinen ist derzeit keine Au-pair-Vermittlung möglich, während im vergangenen Jahr noch 400 Au-pair-Visa erteilt wurden. Auch in Madagaskar herrscht ein Visa-Chaos; die Zahl der abgelehnten Visa ist massiv gestiegen.

Diese Probleme sind nicht nur auf die drei genannten Länder beschränkt. In fast allen Herkunftsländern verschärft sich die Situation spürbar.

Ist das Au-pair-Programm noch politisch gewollt?

Der drastische Anstieg von Wartezeiten und Absagen wirft die Frage auf, ob das Au-pair-Programm politisch noch gewollt und unterstützt wird. Dabei leisten Au-pairs einen wichtigen Beitrag zum interkulturellen Austausch, zum Spracherwerb und zur Entlastung vieler Familien in Deutschland. Ohne verbesserte Visaverfahren und klare politische Unterstützung droht dem Programm jedoch ein schleichendes Aus.

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